
"Bezaubert..."
Eine musikalische Hommage zum 150. Geburtstag von Hermann Hesse
Richard Strauss: Sieben letzte Lieder ‒ Ein unvollendeter Zyklus?
Der Liederzyklus „Vier letzte Lieder“ von Richard Strauss gehört zu den meistgespielten Werken des symphonischen Repertoires. Doch war dies wirklich Straussʼ endgültiges musikalisches Testament? Oder ist dieser Zyklus, so wie wir ihn heute kennen, überhaupt vollständig?
Entstehung und Uraufführung ‒ Ein offenes Konzept?
Interessanterweise wurde der Titel „Vier letzte Lieder“ bei der Uraufführung nicht verwendet. Selbst die erste Interpretin des Werks, Kirsten Flagstad, hatte eine unorthodoxe Haltung dazu: Bei der amerikanischen Erstaufführung im texanischen San Antonio unter Max Reiter, einem engen Freund von Strauss, ließ sie das Lied „Frühling“ aus und sang nur drei der vier Lieder.
Erst der Verleger Eugen Roth entschied sich, das Werk unter dem Titel „Vier letzte Lieder“ zu veröffentlichen ‒ eine gängige Praxis in der Musikgeschichte, da Verleger häufig, oft ohne Zustimmung der Komponisten, Werke mit markanten Namen versehen, um sie besser vermarkten zu können.
Straussʼ ursprüngliche Planung ‒ Mehr als nur vier Lieder?
Die Komposition der „Vier letzten Lieder“ zog sich über mehrere Monate hin, was sowohl dem hohen Alter des Komponisten als auch seiner parallelen Arbeit an anderen Werken geschuldet war. Betrachtet man jedoch die Chronologie der Kompositionen, die Tonartenfolge und die inhaltliche Stringenz der Texte, ergibt sich eine faszinierende These: „Strauss könnte ursprünglich einen Zyklus von sieben Liedern geplant haben.“
Nach der Vollendung von „Im Abendrot“ orchestrierte Strauss zunächst „Ruhe, meine Seele“, bevor er mit „Frühling“ und „Beim Schlafengehen“ fortfuhr. Parallel dazu skizzierte er „Nacht“ ‒ ein Lied, das nur als Fragment überliefert ist. Danach folgte die Komposition von „September“, und schließlich schrieb Strauss 1948 als letztes vollständig erhaltenes Werk „Malven“.
Vollendung des Zyklus ‒ Eine orchestrale Erweiterung
Der deutsche Komponist Oliver Gruhn hat „Malven“ im Stil von Strauss orchestriert und das Fragment „Nacht“ vervollständigt. Diese beiden Lieder wurden mit den Hamburger Symphonikern unter der Leitung von Sebastian Lang-Lessing und der Sopranistin Diana Schnürpel aufgenommen. Eine öffentliche Uraufführung dieses nun erweiterten Zyklus steht noch aus.
Die neue Reihenfolge ‒ Ein künstlerisches Vermächtnis
Durch die Einbeziehung von „Nacht“ und „Ruhe, meine Seele“ gewinnt der Zyklus eine tiefere Dimension der Auseinandersetzung mit Tod und Vergänglichkeit. Doch es wäre nicht Strauss, wenn er seinen letzten Zyklus nicht mit einer „überweltlichen Leichtigkeit“ beschlossen hätte: „Malven“ trägt eine besondere symbolische Kraft ‒ als leiser, fast heiterer Abschied. Die folgende Reihenfolge ergibt sich aus der Chronologie der Entstehung und der dramaturgischen Entwicklung des Werks:
1. Im Abendrot
2. Ruhe, meine Seele
3. Frühling
4. Beim Schlafengehen
5. Nacht
6. September
7. Malven
Eine mögliche Ergänzung ‒ Das unvollendete Lied
In Straussʼ Skizzenbuch findet sich auch eine Notiz zu Hermann Hesses Gedicht „Höhe des Sommers“. Er konnte die Vertonung jedoch nicht mehr beginnen. Oliver Gruhn hat dieses Lied 2014 im Geist von Strauss komponiert. Es bietet sich an, es als stilistisch passende Zugabe in den erweiterten Zyklus einzubeziehen.
Fazit
Die Idee der „Sieben letzten Lieder“ eröffnet eine neue Perspektive auf Straussʼ Spätwerk. Sie zeigen nicht nur den Abschied eines Komponisten von der Welt, sondern auch eine faszinierende innere Reise: von Resignation und Reflexion über die Schönheit des Lebens bis hin zu einem fast schwerelosen Abschied. Es bleibt spannend, ob sich dieser vollständige Zyklus bald in den Konzertprogrammen etablieren wird ‒ als das wahre musikalische Vermächtnis von Richard Strauss.
(Sebastian Lang-Lessing)
Aber wie kommt man auf diese Idee?
Als Fan der „Vier letzten Lieder“ fragte ich mich irgendwann, ob Strauss in seinem späten Schaffen nicht noch mehr an Liedern hinterlassen hat – um den Rausch vielleicht noch zu vertiefen. Schon beim Blättern in der Partitur fallen die Datumsangaben als erste Unregelmäßigkeit auf: Was geschah in jenem zweiten Monat zwischen „Abendrot“ und „Frühling“, wenn er für alle anderen Lieder jeweils etwa einen Monat brauchte?
Auch die bekannte Reihenfolge wirft Fragen auf: Wer hat die Lieder so angeordnet? Gibt es etwas, das dem uns bekannten Zyklus nicht zugeordnet wurde? Der Prozess, all diese Fragen zu beantworten, ist ein langwieriger. Dass Strauss am Lebensende „Ruhe, meine Seele“ erst orchestrierte – 54 Jahre nach der Komposition –, lässt sich aus Sicht eines Komponierenden nachvollziehen: Manche Dinge gewinnen im Leben erst zu späteren Zeitpunkten enorme Bedeutung. Nach den Erschütterungen der vergangenen Jahre und dem Näherrücken der eigenen Endlichkeit blieb Strauss nicht mehr viel Zeit, um Wichtiges zu sagen.
Auf der Suche rückten als Nächstes die „Malven“ in den Fokus: ein für Maria Jeritza geschriebenes Lied, eine musikalische Liebeserklärung an seine Lieblingssängerin der späten Jahre. Doch als reines Klavierlied lässt es sich nicht ohne Weiteres zu den anderen Liedern gesellen. Die dazu geschaffene Orchestrierung sollte unbedingt denselben Atem haben wie die bekannten „Vier“ – keine leichte Aufgabe. Die Uraufführung fand im September 2022 mit Susanne Bernhard und der Norddeutschen Philharmonie Rostock unter Marcus Bosch statt, eingebettet in ein Programm mit weiteren Orchesterliedern von Strauss. Im Zuge der Recherchen zu „Malven“ lernte ich den Neffen der Schweizer Dichterin Betty Knobel kennen, der das Audio- und Videomaterial der Aufführung zu einem Film zusammenstellte.
Die „Nacht“ ist eine Skizze, die sich erst nach längerer Recherche offenbarte – in einer alten Veröffentlichung der Richard-Strauss-Gesellschaft. Sehr wenig, aber doch genügend Material, um daraus ein vollständiges Lied zu schaffen. Dabei gilt es, sich nicht nur der Handschrift des Meisters zu unterwerfen, sondern auch zu erspüren, was zwischen den Zeilen seiner Musik steht. In seinem Notizbuch stand die Skizze unter „Beim Schlafengehen“. Eine logische Folge – denn was sollte darauf anderes folgen als die „Nacht“? In diesem Lied umarmt Strauss den Tod und macht seinen Frieden mit ihm. Das lässt sich aus den überlieferten Noten erahnen: Beginn in F-Dur, rasch die Wendung zur Paralleltonart d-Moll – deren Bedeutung seit Mozart wohlbekannt ist. Darauf folgt „September“ in D-Dur. Für mich eine klare kompositorische und dramaturgische Absicht. Allein – das Lied vollständig auszuführen, blieb Strauss keine Zeit mehr.
Die kompositorische Nähe der „Nacht“ zu den „Malven“ ist unverkennbar – ein Aspekt, der für den inneren Zusammenhalt der Lieder spricht. Zudem hatte Strauss weitere Pläne, Gedichte von Hermann Hesse zu vertonen: Von zwölf in seinem Hesse-Band markierten Gedichten setzte er fast fünf um – die drei sehr bekannten, dazu „Nacht“ und das Chorwerk „Besinnung“, beide als Skizzenmaterial überliefert.
Es war nicht das Anliegen dieser Produktion, die bereits bekannten Lieder von Strauss zu präsentieren, sondern ausschließlich neues Material zu zeigen – und die Weiterentwicklung des Orchesterliedes in unserer Zeit, jenseits der Neuen Musik.
Das Wichtigste am Lied ist für mich, dass es von einer Melodie und Stimmung getragen wird, die im Ohr bleibt und das Verlangen nach erneutem Hören weckt. Singen ist ein dem Menschen innewohnendes Bedürfnis – und das gelingt am besten mit einer schönen Melodie.
Hermann Hesses Gedichte sind seit fast vier Jahrzehnten meine treuen Begleiter und für meine Orchesterlieder eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Lange gab es für meine Lieder nur diesen einen Schriftsteller, dessen feinsinnige Sprache mir für viele Lebenslagen und Momente immer wieder eine neue Vorlage bot. Ihm musikalisch die Ehre zu erweisen und sein lyrisches Werk zu feiern, ist der hier leitende Gedanke.
Dazu gesellen sich einige poetische Kleinode aus Hesses Zeit von Christian Wagner, Ricarda Huch, Otto Julius Bierbaum und Betty Knobel, die ich ebenfalls zu Orchesterliedern vertont habe.
Ich verzichte bewusst auf detaillierte Erklärungen zu meiner Musik. Musik sollte für sich selbst sprechen. Lassen Sie sich BEZAUBERN!
(Oliver Gruhn)
Richard Strauss: Seven Last Songs – An Unfinished Cycle?
Richard Strauss' song cycle ‘Four Last Songs’ is one of the most frequently performed works in the symphonic repertoire. But was this really Strauss' final musical testament? Or is this cycle, as we know it today, complete at all?
Creation and premiere – an open concept?
Interestingly, the title ‘Four Last Songs’ was not used at the premiere. Even the first performer of the work, Kirsten Flagstad, had an unorthodox attitude towards it: at the American premiere in San Antonio, Texas, under Max Reiter, a close friend of Strauss, she omitted the song ‘Frühling’ and sang only three of the four songs.
It was the publisher Eugen Roth who decided to publish the work under the title "Four Last Songs" – a common practice in music history, as publishers often give works distinctive names, often without the composers' consent, in order to market them more effectively.
Strauss' original plan – more than just four songs?
The composition of the ‘Four Last Songs’ took several months, due to both the composer's advanced age and his parallel work on other pieces. However, looking at the chronology of the compositions, the sequence of keys and the stringency of the lyrics, a fascinating thesis emerges: "Strauss may originally have planned a cycle of seven songs."
After completing ‘Im Abendrot’, Strauss first orchestrated ‘Ruhe, meine Seele‘ before continuing with ‘Frühling‘ and ’Beim Schlafengehen‘. At the same time, he sketched ‘Nacht’ – a song that survives only as a fragment. This was followed by the composition of ‘September’, and finally, in 1948, Strauss wrote ‘Malven’ , his last complete surviving work.
Completion of the cycle – An orchestral expansion
German composer Oliver Gruhn orchestrated ‘Malven’ in the style of Strauss and completed the fragment ‘Nacht’. These two songs were recorded with the Symphoniker Hamburg under the baton of Sebastian Lang-Lessing and soprano Diana Schnürpel. A public premiere of this now expanded cycle is still pending.
The new order – An artistic legacy
The inclusion of ‘Nacht’ and ‘Ruhe, meine Seele’ gives the cycle a deeper dimension in its exploration of death and transience. But it would not be Strauss if he had not concluded his last cycle with a ‘supernatural lightness’: ‘Malven’ carries a special symbolic power – as a quiet, almost cheerful farewell.
The following order is based on the chronology of the work's creation and dramatic development:
1. Im Abendrot
2. Ruhe, meine Seele
3. Frühling
4. Beim Schlafengehen
5. Nacht
6. September
7. Malven
A possible addition – The unfinished song
Strauss' sketchbook also contains a note on Hermann Hesse's poem ‘Höhe des Sommers’. However, he was unable to begin setting it to music. Oliver Gruhn composed this song in 2014 in the spirit of Strauss. It lends itself to being included as a stylistically appropriate addition to the extended cycle.
Conclusion
The idea of the ‘Seven Last Songs’ opens up a new perspective on Strauss' late work. They show not only a composer's farewell to the world, but also a fascinating inner journey: from resignation and reflection on the beauty of life to an almost weightless farewell. It remains to be seen whether this complete cycle will soon establish itself in concert programmes – as the true musical legacy of Richard Strauss.
(Sebastian Lang-Lessing)
But how did one come up with this idea?
As a fan of the ‘Four Last Songs‘, I wondered at some point whether Strauss, in his late oeuvre, had left behind even more songs-perhaps to deepen the intoxication even further. Already, when leafing through the score, the date markings stand out as the first irregularities: What happened in that second month between 'Abendrot' and 'Frühling', when he needed about a month for all the other songs?
Even the familiar order raises questions: Who arranged the songs in that order? Is there something that has not been assigned to the cycle we know? The process of answering all these questions is lengthy. That Strauss, at the end of his life, orchestrated ‘Ruhe, meine Seele‘ — 54 years after its composition — can be understood from a composer’s point of view: some things gain enormous significance only much later in life. After the upheavals of the past years and the approaching end of his own mortality, Strauss did not have much time left to say anything important.
On the search, the ‘Malven‘ next came into focus: a song written for Maria Jeritza, a musical love letter to his favorite singer of the later years. But as a pure piano piece, it cannot easily be grouped with the other songs. The orchestration created for it should certainly have the same breath as the well-known ‘Four‘ — no easy task. The world premiere took place in September 2022 with Susanne Bernhard and the Norddeutsche Philharmonie Rostock conducted by Marcus Bosch, embedded in a program with other orchestral songs by Strauss. In the course of researching ‘Malven‘, I met the nephew of the Swiss poet Betty Knobel, who assembled the audio and video material of the performance into a film.
‘Nacht‘ is a sketch that only came to light after extensive research – in an old publication by the Richard Strauss Society. Very little, but enough material to create a complete song. The challenge is not only to submit to the master’s handwriting, but also to sense what lies between the lines of his music. In his notebook, the sketch was under the song ‘Beim Schlafengehen‘. A logical consequence – for what else could follow but ‘Nacht‘? In this song, Strauss embraces death and makes his peace with it. This can be gleaned from the surviving notes: beginning in F major, quickly turning to the parallel key of D minor – whose significance has been well known since Mozart. This is followed by ‘September‘ in D major. For me, this is a clear compositional and dramaturgical intention. However, Strauss did not have time to complete the song.
The compositional similarity between “Nacht” and “Malven” is unmistakable – an aspect that speaks for the inner cohesion of the songs. Strauss also had further plans to set poems by Hermann Hesse to music: of the twelve poems marked in his Hesse volume, he set almost five – the three very well-known ones, plus ‘Nacht‘ and the choral work ‘Besinnung‘, both of which have been handed down as sketch material.
The aim of this production was not to present Strauss's well-known songs, but exclusively to showcase new material – and the further development of orchestral song in our time, beyond New Music.
For me, the most important thing about a song is that it has a melody and mood that sticks in your head and makes you want to listen to it again. Singing is an inherent human need – and it works best with a beautiful melody.
Hermann Hesse's poems have been my faithful companions for almost four decades and an inexhaustible source of inspiration for my orchestral songs. For a long time, this was the only writer whose subtle language provided me with a constant source of inspiration for many situations and moments in life. The guiding principle here is to pay musical tribute to him and celebrate his lyrical work.
These are joined by several poetic gems from Hesse's time by Christian Wagner, Ricarda Huch, Otto Julius Bierbaum and Betty Knobel, which I have also set to music as orchestral songs.
I deliberately refrain from giving detailed explanations of my music. Music should speak for itself. Let yourself be ENCHANTED!
(Oliver Gruhn)
Diana Schnürpel
Die Sopranistin Diana Schnürpel nahm an der Kindermusikschule in Lipezk Klavier- und Gesangsunterricht, bevor sie ihr Studium an der Fachschule für Musik und Kunst mit Abschluss im Fach Klavier mit Auszeichnung 2001 abschloss. In der Zeit von 2001 bis 2005 studierte sie mit Bachelor-Abschluss im Fach Gesang an der Chorkunstakademie in Moskau bei Prof. Nina Rautio. Sie gab Klaviersolokonzerte an der Chorkunstakademie und war Vokalkorrepetitorin. Ab 2006 studierte sie Gesang an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig unter Prof. Regina Werner-Dietrich. Sie nahm Unterricht bei dem Wagner-Tenor Manfred Jung.
Seit 2013 sang sie die Partie der Königin der Nacht in Mozarts ZAUBERFLÖTE am Staatstheater Braunschweig, am Landestheater Detmold, am Stadttheater Klagenfurt, am Landestheater Salzburg und an der Oper Graz sowie am Deutschen Nationaltheater Weimar.
Diana Schnürpel ist auch als Lied- und Konzertsängerin tätig. Ihr Konzertrepertoire beinhaltet Werke von Johann Sebastian Bach, Beethoven, Brahms, Händel, Mozart und Antonio Salieri. Sie begann ihre Konzerttätigkeit 2012 mit Hindemiths „Das Marienleben“ .
Von 2016 bis 2021 war sie am Theater Luzern. Sie ist Stipendiatin der Kulturstiftung Thüringen. 2021 bis 2023 war Diana Schnürpel Preisträgerin zahlreicher internationaler Gesangswettbewerbe. Diana Schnürpel gab ihr Debüt an der Deutschen Oper Berlin als Königin der Nacht 2023 und ebenso 2024 an der Komischen Oper Berlin und im Ständetheater (Stavovské divadlo) Prag. Ab 2025 ist sie im Ensemble des Theater Bremen.
Before graduating with honours in piano from the College of Music and Art in 2001, soprano Diana Schnürpel took piano and singing lessons at the children's music school in Lipetsk. From 2001 to 2005, she studied singing with Prof Nina Rautio at the Choral Art Academy in Moscow, graduating with a bachelor's degree. During this time, she performed solo piano concerts at the academy and worked as a vocal accompanist. From 2006, she studied singing at the University of Music and Theatre in Leipzig under Prof. Regina Werner-Dietrich. She also took lessons with the Wagner tenor Manfred Jung.
Since 2013, she has performed the role of the Queen of the Night in Mozart's Die Zauberflöte at the Staatstheater Braunschweig, Landestheater Detmold, Stadttheater Klagenfurt, Landestheater Salzburg, Graz Opera and Deutsches Nationaltheater Weimar.
Diana Schnürpel also performs as a lieder and concert singer. Her concert repertoire includes works by composers such as Johann Sebastian Bach, Beethoven, Brahms, Handel, Mozart and Antonio Salieri.
Diana Schnürpel is also an active Lieder and concert singer. Her repertoire of concert works includes pieces by composers such as Johann Sebastian Bach, Beethoven, Brahms, Handel, Mozart and Antonio Salieri. She began her concert career in 2012 with Hindemith's Das Marienleben.
From 2016 to 2021, she performed at the Lucerne Theatre. She is a scholarship holder of the Kulturstiftung Thüringen. From 2021 to 2023, she won numerous international singing competitions. She made her debut as the Queen of the Night at the Deutsche Oper Berlin in 2023, and will also perform the role at the Komische Oper Berlin and the Estates Theatre (Stavovské divadlo) in Prague in 2024. From 2025, she will be a member of the ensemble at the Bremen Theatre.
Staffan Liljas ist ein schwedischer Bassbariton, der sowohl auf der Opern- als auch auf der Konzertbühne aktiv ist. Im Sommer 2025 singt er Timur in Puccinis Turandot an der Opera på Skäret. In den letzten Jahren verkörperte Staffan Liljas den Pharao in Aida an der Wermland Opera, wirkte in der Kinderoper Where is the Sandwich? an der Königlichen Oper in Stockholm mit und sang Gremin in Tschaikowskys Eugen Onegin in den Niederlanden. Er arbeitet kontinuierlich mit Cappella Mediterranea und Leonardo García Alarcón zusammen, mit denen er Polyphem in Händels Acis & Galatea singt, zuletzt an der Opéra Royal de Versailles. Er ist ein produktiver Konzertsolist mit einem breiten Oratorienrepertoire, liebt aber auch das Singen von Liedern und gibt regelmäßig Konzerte sowohl mit Pianisten als auch mit Orchestern. Die Möglichkeit, Oliver Gruhns Musik zu entdecken, war für ihn ein wunderbares Abenteuer, und er freut sich auf Gelegenheiten, sie live in Konzerten aufzuführen.
Staffan Liljas is a Swedish bass baritone who is active both on the opera and concert stages. In the summer of 2025 he is singing Timur in Puccini's Turandot at Opera på Skäret. In recent years, Staffan has portrayed the Pharaoh in Aida at Wermland Opera, participated in the children’s opera Where is the Sandwich? at the Royal Swedish Opera, and performed Gremin in Tchaikowsky's Eugene Onegin in the Netherlands. He has an ongoing collaboration Cappella Mediterranea and Leonardo García Alarcón with whom he performs Polyphemus in Händel’s Acis & Galatea, most recently at Opéra Royal de Versailles. He is a prolific concert soloists with a broad oratorio repertoire, but also loves performing Lieder and has frequent concerts both with pianists and orchestras. Being allowed to explore Oliver Gruhn's music was a wonderful adventure, and he looks forward to opportunities to perform it live in concert.
Sebastian Lang-Lessing
Sebastian Lang-Lessing ist ein international gefragter Dirigent mit einer besonderen Leidenschaft für das Orchesterlied. Die enge künstlerische Zusammenarbeit mit Sänger*innen – allen voran Renée Fleming, mit der er u.a. das Decca-Album Guilty Pleasures einspielte – prägt sein Schaffen ebenso wie seine langjährige, persönliche Auseinandersetzung mit den Werken Richard Strauss’. Bereits zur Eröffnung des Tobin Center in San Antonio dirigierte er Strauss’ „Vier letzte Lieder“ mit Renée Fleming und präsentierte später eine gefeierte Neuproduktion von „Salome“.
Seine Opernkarriere begann als Assistent von Gerd Albrecht an der Hamburgischen Staatsoper. Bereits kurz darauf berief ihn Götz Friedrich als ständigen Dirigenten an die Deutsche Oper Berlin – als damals jüngsten in dieser Position. Von dort aus entwickelte sich eine internationale Laufbahn, die ihn an große Opernhäuser und Orchester auf allen fünf Kontinenten führte – u. a. nach Paris, Kopenhagen, San Francisco, Kapstadt, Peking und Seoul.
Lang-Lessing war Musikdirektor in Nancy, Hobart, San Antonio und an der Nationaloper in Seoul. Er wird mit Beginn der Spielzeit 25/26 Generalmusikdirektor der Stadt Hagen. Seine Vielseitigkeit, sein vokales Gespür und seine tiefe Verwurzelung im spätromantischen Repertoire machen ihn zu einem gefragten Interpreten des Orchesterlieds in unserer Zeit.
Sebastian Lang-Lessing is an internationally renowned conductor with a particular passion for orchestral music. He is known for his close artistic collaborations with singers, particularly Renée Fleming, with whom he recorded the Decca album Guilty Pleasures, among others. He is also renowned for his many years of personal involvement with the works of Richard Strauss. He conducted Strauss' Four Last Songs with Fleming at the opening of the Tobin Center in San Antonio, and later presented an acclaimed new production of Salome.
His opera career began as assistant to Gerd Albrecht at the Hamburg State Opera. Shortly thereafter, Götz Friedrich appointed him permanent conductor at the Deutsche Oper Berlin – at the time, the youngest person ever to hold this position. From there, he developed an international career that took him to major opera houses and orchestras on all five continents – including Paris, Copenhagen, San Francisco, Cape Town, Beijing and Seoul.
Lang-Lessing was music director in Nancy, Hobart, San Antonio, and at the National Opera in Seoul. He will become General Music Director of the City of Hagen at the start of the 2025/26 season. His versatility, his vocal sensibility, and his deep roots in the late-Romantic repertoire make him a sought-after interpreter of orchestral song in our time.
Oliver Gruhn
studierte an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Posaune und Komposition, später an der HFMT Hamburg.
Sein kompositorisches Schaffen reicht von ersten Stücken für Posaune und Kompositionen für die BigBand der HfM Berlin über kammermusikalische und groß angelegte sinfonische Stücke, Filmmusik und Werke, die unter dem Einfluss des Jazz stehen bis hin zur Oper und vor allem dem Orchesterlied.
Mit seinen Kompositionen und den Vervollständigungen von Strauss-Liedern gewann er zwölf erste Preise bei internationalen Wettbewerben.
He studied trombone and composition at the Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, later attending the HFMT Hamburg.
His compositions range from pieces for trombone to big band pieces, chamber music, large-scale symphonic pieces, film music, jazz-influenced works, opera and and above all the orchestral song.
With his compositions and completions of Strauss songs, he won twelve first prizes at international music competitions.
Laeiszhalle Orchester – Symphoniker Hamburg
Die Symphoniker Hamburg sind seit 2017 das Residenzorchester des ersten Konzertsaals der
Freien und Hansestadt Hamburg, der Laeiszhalle. Sie führen die einzigartig reiche und
verpflichtende Geschichte dieses renommierten Konzertorts immer wieder in neue Sphären.
Das Laeiszhalle Orchester setzt mit dem Selbstverständnis einer lebendigen Kulturinstitution
auf die Tradition musikalischer Exzellenz sowie auf die Potenziale eines aktualisierten
Rollenbilds moderner Symphonieorchester. Mit Erfolg: Vor allem seit zwei Jahrzehnten erfahren
die Symphoniker Hamburg – Laeiszhalle Orchester beachtlichen Zuspruch, weit über die
Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus. Auch war das Orchester maßgeblich an der Konzeption
neuartiger nationaler Förderprogramme für die deutsche Orchesterlandschaft beteiligt.
Die Symphoniker Hamburg verstehen sich als denkendes Orchester und programmieren ihren
pointierten, anspruchsvollen und stets zugänglichen Spielplan besonders sorgfältig. Mit seinen
von Publikum und Kritik begeistert aufgenommenen innovativen Projekten – und zusammen mit
vielen der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit – gestaltet das Orchester neben
mehreren Abonnementreihen auch Kammermusikreihen, Festivals (jährlich das Martha Argerich
Festival Ende Juni) und ein ungewöhnlich breit gefächertes Vermittlungs- und Education-
Angebot.
Ein wichtiger ästhetischer Ansatz der Symphoniker Hamburg zielt auf eine Erweiterung des
Konzerterlebnisses durch die Etablierung eines fruchtbaren Austausches mit anderen Künsten
und die Einbindung von Theater, Film-, Video- und Lichtkunst in das Konzertgeschehen. Das
Orchester gehörte weltweit auch zu den ersten, die live im Internet gestreamt haben.
Chefdirigent der Symphoniker Hamburg ist seit 2018 Sylvain Cambreling – einer der
renommiertesten Dirigenten unserer Zeit, der seit nunmehr 50 Jahren größte Anerkennung für
seine mitreisenden, ideen- und farbenreichen Aufführungen erfährt. Sein präziser und
unaffektierter musikalischer Stil ist untrennbar mit vielen der bedeutendsten Uraufführungen
zeitgenössischer Musik und zeitgenössischen Musiktheaters verbunden. Die Zusammenarbeit
mit Sylvain Cambreling eröffnet dem Orchester immer wieder neue Perspektiven: Seine
künstlerische Integrität baut auf schönste Weise eine Brücke zur Ära des früheren
Chefdirigenten Sir Jeffrey Tate, der den warmen und holzbetonten Klang des Laeiszhalle
Orchesters entscheidend geprägt hat.
Die Symphoniker Hamburg reisen gern; bei der Planung ihrer nationalen und internationalen
Tourneen achten sie aber auf kulturelle Nachhaltigkeit: Ihre Orchesterreisen sollen einen
kulturellen Mehrwert für alle Beteiligten schaffen, über sich hinausweisen und Impulse für
politische und künstlerische Erneuerung setzen. So wurde beispielsweise eine Tournee in den
USA mit einem innovativen Multimediaprojekt verbunden, dessen Thema das Verhältnis der
Menschen zur Schöpfung war. Bei Auftritten der letzten Jahre in der Ukraine, in Fernost, aber
auch auf der arabischen Halbinsel wurde die Tragweite politischer Beredtheit von Konzerten in
die Praxis umgesetzt.
Das Laeiszhalle Orchester spielt auch in der Hamburgischen Staatsoper und pflegt seit vielen
Jahren eine starke Partnerschaft mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Damit
verbunden ist sein Selbstverständnis als lehrende und lernende Kulturinstitution, die sich ihrer
politischen Handlungsmöglichkeiten bewusst ist, sie nutzt und in ihrer Musik Relevantes über
die Welt zum Ausdruck bringt.
Quelle: www.symphonikerhamburg.de/laeiszhalle-orchester-symphoniker-hamburg
Laeiszhalle Orchestra – Symphoniker Hamburg
Since 2017, the Symphoniker Hamburg has been the resident orchestra of the first concert hall of the Free and Hanseatic City of Hamburg, the Laeiszhalle. They continue to take the uniquely rich and committed history of this renowned concert venue into new spheres.
The Laeiszhalle Orchestra, with its self-image as a vibrant cultural institution, focuses on the tradition of musical excellence and the potential of an updated role model for modern symphony orchestras. With success: especially in the last two decades, the Symphoniker Hamburg – Laeiszhalle Orchestra has enjoyed considerable popularity far beyond the borders of its home city. The orchestra has also been instrumental in the conception of innovative national support programmes for the German orchestral landscape.
The Symphoniker Hamburg sees itself as a thinking orchestra and programmes its
poignant, sophisticated and always accessible repertoire with particular care.
With itsinnovative projects, which have been enthusiastically received by audiences and critics alike – and together with many of the most important musical personalities of our time – the orchestra organises not only several subscription series but also chamber music series, festivals (the annual Martha Argerich Festival at the end of June) and an unusually wide range of outreach and education
programmes.
An important aesthetic approach of the Symphoniker Hamburg aims to enhance the
concert experience by establishing a fruitful exchange with other arts and integrating theatre, film, video and light art into the concert programme. The orchestra was also one of the first in the world to stream live on the internet. Since 2018, the chief conductor of the Symphoniker Hamburg has been Sylvain Cambreling – one of the most renowned conductors of our time, who has been receiving the highest acclaim for his rousing, imaginative and colourful performances for 50 years now. His precise and unaffected musical style is inextricably linked to many of the most important world premieres of contemporary music and contemporary music theatre. The collaboration
with Sylvain Cambreling continually opens up new perspectives for the orchestra: his
artistic integrity beautifully builds a bridge to the era of former chief conductor Sir Jeffrey Tate, who had a decisive influence on the warm, woody sound of the Laeiszhalle Orchestra.
The Symphoniker Hamburg enjoys travelling, but when planning its national and international tours, it pays attention to cultural sustainability: its orchestra tours should create
cultural added value for all involved, transcend themselves and provide impetus for
political and artistic renewal. For example, a tour of the USA was combined with an innovative multimedia project whose theme was the relationship between humans and creation. During performances in recent years in Ukraine, the Far East, and also on the Arabian Peninsula, the political significance of concerts was put into practice.
The Laeiszhalle Orchestra also plays at the Hamburg State Opera and has maintained a strong partnership with the Hamburg University of Music and Theatre for many a strong partnership with the Hamburg University of Music and Theatre. This is linked to its self-image as a teaching and learning cultural institution that is aware of its political scope for action, makes use of it and expresses relevant aspects of the world through its music.
Source: www.symphonikerhamburg.de/laeiszhalle-orchester-symphoniker-hamburg
An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei denjenigen bedanken, die mir bei der Umsetzung meines Vorhabens vertraut und mich vor allem finanziell unterstützt haben. Das sind Eva-Maria Greve von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur, Georg von Rantzau, Karin Hedwig Arnold, Karsten Wübbenhorst, die Kamar Percy und Ingeborg John-Stiftung, die Kulturstiftung Jeanne d´Art und der Suhrkamp-Verlag.
Dank gilt auch meinen künstlerischen Mitstreitern, die mir während der langwierigen Vorbereitungen und bei den Aufnahmen rückhaltlos zur Seite standen: Diana und Olaf Schnürpel, Sebastian Lang-Lessing, Staffan Liljas, Uwe Adam und die Symphoniker Hamburg, Chris Alder, Marcus Herzog und Corry Knobel.
Die Gedichte in der Reihenfolge der Lieder
Richard Strauss – aus Sieben letzte Lieder
Nacht
Mit Dämmerung und Amselschlag
Kommt aus den Tälern her die Nacht.
Die Schwalben ruhn, der lange Tag
Hat auch die Schwalben müd gemacht.
Durchs Fenster mit verhaltenem Klang
Geht meiner Geige müder Strich.
Verstehst du, schöne Nacht, den Sang -
Mein altes Lied, mein Lied an dich?
Ein kühles Rauschen kommt vom Wald,
Daß mir das Herz erschauernd lacht,
Und leis mit freundlicher Gewalt
Besiegt mich Schlummer, Traum und Nacht.
Hermann Hesse
Malven
Aus Rosen, Phlox,
Zinnienflor,
ragen im Garten
Malven empor,
duftlos und ohne
des Purpurs Glut,
wie ein verweintes
blasses Gesicht
unter dem goldnen
himmlischen Licht.
Und dann verwehen
leise, leise im Wind,
zärtliche Blüten,
Sommers Gesind...
Betty Knobel
Sommerliebe - Orchesterliederzyklus für Sopran
Höhe des Sommers
Das Blau der Ferne klärt sich schon
Vergeistigt und gelichtet
Zu jenem süßen Zauberton,
Den nur September dichtet.
Der reife Sommer über Nacht
Will sich zum Feste färben,
Da alles in Vollendung lacht
Und willig ist zu sterben.
Entreiß dich Seele, nun der Zeit,
Entreiß dich deinen Sorgen
Und mache dich zum Flug bereit
In den ersehnten Morgen.
Hermann Hesse
Liebeslied
Ich wollt ich wär eine Blume,
Du kämest still gegangen,
Nähmst mich zum Eigentume
In deine Hand gefangen.
Auch wär ich gern ein roter Wein
Und flösse süß durch deinen Mund
Und ganz und gar in dich hinein
Und machte dich und mich gesund.
Hermann Hesse
Nelke
Rote Nelke blüht im Garten,
Läßt verliebte Düfte glühen,
Will nicht schlafen, will nicht warten,
Einen Trieb nur hat die Nelke:
Rascher, heißer, wilder blühen!
Eine Flamme seh ich prangen,
Wind in ihre Röte rennen,
Und sie zittert vor Verlangen,
Einen Trieb nur hat die Flamme:
Rascher, rascher zu verbrennen!
Du in meinem Blute innen,
Liebe du, was soll dein Träumen?
Willst ja nicht in Tropfen rinnen,
Willst in Strömen, willst in Fluten
Dich vergeuden, dich verschäumen!
Hermann Hesse
Schmetterlinge im Spätsommer
Die Zeit der vielen Falter ist gekommen,
Im späten Phloxduft taumelt sacht ihr Tanz.
Sie kommen schweigend aus dem Blau geschwommen,
Der Admiral, der Fuchs, der Schwalbenschwanz,
Der Kaisermantel und Perlmutterfalter,
Der scheue Taubenschwanz, der rote Bär,
Der Trauermantel und der Distelfalter.
Kostbar an Farben, pelz- und samtbesetzt,
Juwelenschillernd schweben sie einher,
Prächtig und traurig, schweigsam und benommen,
Aus untergegangner Märchenwelt gekommen,
Fremdlinge hier, noch honigtaubenetzt
Aus paradiesischen, arkadischen Auen,
Kurzlebige Gäste aus dem Morgenland,
Das wir im Traum, verlorene Heimat, schauen
Und dessen Geisterbotschaft wir vertrauen
Als eines edleren Daseins holden Pfand.
Sinnbilder alles Schönen und Vergänglichen,
Des Allzuzarten und des Überschwenglichen,
Schwermütige und goldgeschmückte Gäste
An des betagten Sommerkönigs Feste!
Hermann Hesse
Wie liebten wir so treu
Wie liebten wir so treu in jenen Tagen,
Fest wie die Sonne stand das Herz uns da.
Getrennt, wie hatten wir uns viel zu sagen,
Und sagten stets nur eines: Liebst du? Ja!
O Liebe, kannst du wie ein Traum der Nächte
Vorübergehn, die du unendlich scheinst?
Mir ist, als ob er fernher mein gedächte
Und fragte: Liebst du mich? Sag ja wie einst!
Ricarda Huch
Nächtlicher Regen
Bis in den Schlaf vernahm ich ihn
Und bin daran erwacht,
Nun hör ich ihn und fühle ihn,
Sein Rauschen füllt die Nacht
Mit tausend Stimmen feucht und kühl,
Geflüster, Lachen, Stöhnen,
Bezaubert lausch ich dem Gewühl
Von fließend weichen Tönen.
Nach all dem harten dürren Klang
Der strengen Sonnentage,
Wie innig ruft, wie selig-bang
Des Regens sanfte Klage!
So bricht aus einer stolzen Brust,
Wie spröde sie sich stelle,
Einmal des Schluchzens kindliche Lust,
Der Tränen liebe Quelle,
Und strömt und klagt und löst den Bann,
Daß das Verstummte reden kann,
Und öffnet neuem Glück und Leid
Den Weg und macht die Seele weit.
Hermann Hesse
Spätsommer
Noch einmal, ehe der Sommer verblüht,
Wollen wir für den Garten sorgen,
Die Blumen gießen, sie sind schon müd,
Bald welken sie ab, vielleicht schon morgen.
Noch einmal, ehe wieder die Welt
Irrsinnig wird und von Kriegen gellt,
Wollen wir an den paar schönen Dingen
Uns freuen und ihnen Lieder singen.
Hermann Hesse
Der König ohne Land - Orchesterliederzyklus für Bariton
nach Gedichten von Hermann Hesse
Ich bin ein Stern
Ich bin ein Stern am Firmament,
Der die Welt betrachtet, die Welt verachtet,
Und in der eignen Glut verbrennt.
Ich bin das Meer, das nächtens stürmt,
Das klagende Meer, das opferschwer
Zu alten Sünden neue türmt.
Ich bin von Eurer Welt verbannt
Vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
Ich bin der König ohne Land.
Ich bin die stumme Leidenschaft,
Im Haus ohne Herd, im Krieg ohne Schwert,
Und krank an meiner eignen Kraft.
Fluch
Mit blassen Flatterwolken
Soll dich in jeden Traum
Mit dem wetterleuchtenden Wäldersaum
Das Bild der Nacht verfolgen,
Der fieberschwülen Sommernacht,
Da wir mit fackelbeglänzten
Verblätternden Rosen uns bekränzten,
Da du so schwül und gell gelacht.
Du sollst schlaflose Nächte lang
Die harten Stundenschläge zählen
Und dich in Ängsten fieberbang
Zurück durch alle Nöte quälen,
Die ich seit jener Nacht erlitt,
Da ich auf Nimmerwiedersehen
Vorbei an Park, Schloß und Alleen
Auf schwarzem Roß ins Elend ritt.
Die Blutbuche
Eine junge Blutbuche stand
Ob meiner ersten Liebe,
Und als ich mein erstes Lied erfand,
Sah sie zu, was ich schriebe.
So wie die Blutbuche kann kein Baum
In Frühlingsprächten schwelgen,
Hat keiner so farbigen Sommertraum
Und so ein jähes Welken.
Eine junge Blutbuche steht
In allen meinen Träumen,
Ein vergangener Mai umweht
Meinen Liebling unter den Bäumen.
August
Das war des Sommers schönster Tag,
Nun klingt er vor dem stillen Haus
In Duft und süßem Vogelschlag
Unwiederbringlich leise aus.
In dieser Stunde goldnen Born
Gießt schwelgerisch in roter Pracht
Der Sommer aus sein volles Horn
Und feiert seine letzte Nacht.
Angst
Verglimmende Fackelbrände
Vermooste Stufen und Wände —
Mein Traum ging schauernd durch’s Haus,
Und streckte die ängstlichen Hände
Empor und löschte die Fackeln aus.
In’s Haar den welken Kranz
Gedrückt und noch im Aug’ den Glanz
Gefeierter Feste, stand ich schmal
Mit herbem Mund und müd vom Tanz
Allein und wie ein Geist im Saal.
Der Traum schritt mir vorüber,
Er war so blaß wie ich, —
Ich hörte wohl, wie sein trüber
Gang durch die Halle schlich.
Und ich fürchtete mich.
Da stand der Traum und bog die Hand
Nach mir. Die Hand war kalt und schwer.
Und da er meine Rechte fand
Erklang er schrill, und schrak, und schwand,
Und war nicht mehr.
Die Halle scholl. In meinem Haar
War noch der Kranz,
In meinem Auge war
Von gefeierten Festen ein Flackerglanz.
Ich fürchtete mich — es war so nacht!
Da ward von Händen muttersacht
Des Schlummers Pforte aufgemacht.
Dunkle Augen
Mein Heimweh und meine Liebe
Ist heut in dieser heißen Nacht
Süß wie ein Duft von fremden Blumen
Zu heißem Leben aufgewacht.
Mein Heimweh und meine Liebe
Und all mein Glück und Mißgeschick
Steht wie ein stummes Lied geschrieben
In deinem dunklen Märchenblick.
Mein Heimweh und meine Liebe,
Der Welt und allem Lärm entflohn,
Hat sich in deinen dunklen Augen
Erbaut einen heimlichen Königsthron.
Mit einem Liederheft
Nun bückst du dich nieder
Und machst die Schleife los,
Nun fallen meine Lieder
In deinem seidenen Schoß.
Nun treten die Fehle
Einer vergangenen Zeit
Vor deine erschrockene Seele.
Ich aber reise schon weit.
Brennendes Herz - Orchesterliederzyklus für Sopran
Auf der Lichtung
Sommermittag auf dem Hochwald brütet,
Aber auf der Lichtung treu behütet
Vom Geflechte dunkler Brombeerranken,
Wachen auf des Waldes Lichtgedanken.
Falter sind es, die so farbenprächtig,
Auf der Lichtung, sonnig halb und nächtig,
Diese Brombeerblüten still umbeben,
Purpurdisteln geistergleich umschweben.
Sagt mir an ihr stillen Geisterfalter
Auf der Lichtung: Wie viel Zeitenalter
Ihr im Banne laget bei den Toten,
Eh ihr wurdet solche Wunderboten.
Christian Wagner
Begegnung
Verspätet stand ein Baum im Blust.
Ein Vogel sang
voll Überschwang
dort, wo du ruhst.
Mir schien, du wandertest empor,
wo sich im Grün
und letzten Blühn
der Pfad verlor.
Dort hast du lächelnd hingelauscht
dem Tod im All´,
dem Blätterfall,
der niederrauscht.
Und wärst du mir begegnet nur
als wie im Traum,
so kurz und kaum
wie eine Spur,
wie aus des Herbstes Flammenloh´n
ein Rot, ein Gold,
ein Schimmern hold
und dann – entfloh´n?
Wie aus der wilden Winde Sang,
dem Herdgetön
ein Läuten schön,
ein süßer Klang?
Es war nicht Traum. Ich fühlte dich.
Du warst es, du,
verklärt, voll Ruh,
und königlich.
Betty Knobel
Glaube nur
Wenn im Sommer der rote Mohn
Wieder glüht im gelben Korn,
Wenn des Finken süßer Ton
Wieder lockt im Hagedorn,
Wenn es wieder weit und breit
Feierklar und fruchtstill ist,
Dann erfüllt sich uns die Zeit,
Die mit vollen Maßen mißt.
Dann verebbt, was uns bedroht,
Dann verweht, was uns bedrückt,
Über dem Schlangenkopf der Not
Ist das Sonnenschwert gezückt.
Glaube nur! Es wird geschehn!
Wende nicht den Blick zurück!
Wenn die Sommerwinde wehn,
Werden wir in Rosen gehn,
Und die Sonne lacht uns Glück.
Otto Julius Bierbaum
Silberdistel
Ach, brennendes Herz in der Dornen Zwang,
mit Falterwehen und Amselgesang
blüht die der Frühling vorüber.
Blau spannen die Himmel sich über dir,
Herze, du zitternde Unruh in mir,
wisse, ach, wisse zu warten!
Dem drängenden Sommer wirst wie ein Schrein
du schon in Bälde weit geöffnet sein,
silbern, voller Kostbarkeiten.
Ob eine Biene liebend dich erkürt,
das Pfauenauge sich an dich verliert,
warte, warte! Du wirst blühen!
Betty Knobel
Begierde
Ich werde nicht an deinem Herzen satt,
Nicht satt an deiner Küsse Glutergießen.
Ich will dich, wie der Christ den Heiland hat:
Er darf als Mahl den Leib des Herrn genießen.
So will ich dich, o meine Gottheit haben,
In meinem Blut dein Fleisch und Blut begraben.
So will ich deinen süßen Leib empfangen,
Bis du in mir und ich in dir vergangen.
Ricarda Huch
Weil ich dich liebe
Weil ich dich liebe, bin ich des Nachts
So wild und flüsternd zu dir gekommen,
Und daß du mich nimmer vergessen kannst,
Hab ich deine Seele mit mir genommen.
Sie ist nun bei mir und gehört mir ganz
Im Guten und auch im Bösen;
Von meiner wilden, brennenden Liebe
Kann dich kein Engel erlösen.
Hermann Hesse
Bettlerkind
Dem Bettlerkinde gleich, das vor den Türen
Mit scheuem Mund der Armut Bitte raunt
Und andachtsvoll auf fremde Schätze staunt,
Die seinem kargen Lose nicht gebühren,
Kam ich zu dir, der meine leeren Hände
Mir überhäufte, reichgeboren mild,
Mich schmückte wie ein wundertätig Bild,
Damit ich selbst besitze und verschwende.
Der Herrschaft Zeichen strahlt aus Diademen
Von meinem Haupte Demant und Rubin.
Doch es erlischt die prahlerische Helle
Vor dir, denn was du gabest, kannst du nehmen,
Und immer steht wie einst die Bettlerin
Mit nacktem Fuß auf deiner goldnen Schwelle.
Ricarda Huch
Liebe
Wieder will mein froher Mund begegnen
Deinen Lippen, die mich küssend segnen,
Deine lieben Finger will ich halten
Und in meine Finger spielend falten,
Meinen Blick an deinem dürstend füllen,
Tief mein Haupt in deine Haare hüllen,
Will mit immerwachen jungen Gliedern
Deiner Glieder Regung treu erwidern
Und aus immer neuen Liebesfeuern
Deine Schönheit tausendmal erneuern,
Bis wir ganz gestillt und dankbar beide
Selig wohnen über allem Leide,
Bis wir Tag und Nacht und Heut und Gestern
Wunschlos grüßen als geliebte Schwestern,
Bis wir über allem Tun und Handeln
Als Verklärte ganz im Frieden wandeln.
Hermann Hesse